Die Arbeit mit Netzwerken

I. Netzwerkarbeit im Einzelfall
Der Ansatz von ISB basiert auf der Annahme, dass es für junge Menschen, aber auch für Familien von zentraler Bedeutung ist, auf Personen zurückgreifen zu können, die eine verlässliche Beziehung und konkrete Hilfestellungen zur Bewältigung des Alltags bieten. Vor allem in schwierigen Lebenssituationen und zur Bewältigung von Krisen ist die Unterstützung durch ein solches soziales Netzwerk von immenser Bedeutung. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass sich Netzwerke von jungen Menschen anders gestalten als Netzwerke von erwachsenen Personen. Die Lebenswelt von jungen Menschen, die Anforderungen, die an sie gestellt werden und auch ihre eigenen Interessen verändern sich im Prozess des Erwachsenwerdens besonders häufig. Dementsprechend dynamisch gestalten sich die sozialen Kontakte, das Netzwerk ist weniger konstant.

Für die Qualität eines sozialen Netzwerkes sind nicht in erster Linie die Anzahl der sozialen Kontakte oder die Häufigkeit der Begegnungen ausschlaggebend, vielmehr sind folgende Kriterien und das Bewusstsein über deren Verlässlichkeit von Bedeutung:

Der Kontakt bzw. die Kontaktaufnahme geht von beiden Seiten aus.

Es besteht ein Wissen darum, in welchen konkreten Angelegenheiten
sich die Personen an wen wenden können und wer welche Unterstützung
anbietet. Auch hier ist es von Vorteil, wenn gegenseitige
Unterstützungsmöglichkeiten vorhanden sind.

Auch wenn die Anzahl der Personen nicht ausschlaggebend ist, so ist doch
von zentraler Bedeutung, dass nicht ausschließlich auf eine Person fokussiert
wird. Die Stabilität des Netzwerkes ist bei einer "einzigen" Säule sehr unsicher.

Innerhalb des Netzwerkes sollten sowohl emotionale Bedürfnisse erfüllt
als auch greifbare Unterstützung geboten werden.

Die jungen Menschen der Zielgruppe von ISB bzw. deren Familien verfügen häufig nicht oder nur noch fragmentarisch über ein solches Netzwerk. Zur Bewältigung der schwierigen Lebenssituation, in der die Unterstützung durch ISB angefragt wurde, bzw. als Unterstützung zur Zielerreichung und Veränderung wird das individuelle Netzwerk der betreffenden Personen bewusst mit einbezogen. Im Rahmen der kurzzeitigen Begleitung ist das Augenmerk auf folgende Punkte gelegt:

Erforschung des noch vorhandenen bzw. ehemals vorhandenen Netzwerkes

(Re-)Aktivierung dieses Netzwerkes für bestimmte Unterstützungsbedarfe

Aufnahme von neuen Kontakten, sofern das bestehende Netzwerk nicht ausreichend ist

Ergänzung des individuellen, persönlichen Netzwerkes durch institutionelle
Unterstützung, sofern Bedarf vorhanden ist


II. Institutionelle Vernetzung

Um jungen Menschen schnelle und effektive Unterstützung anbieten zu können, sind gute Kooperationsbeziehungen des ISB-Teams zu möglichst vielen Institutionen, die mit der Zielgruppe in Kontakt stehen, eine grundlegende Voraussetzung. Hierbei ist es wichtig, dass sich die Kontakte nicht auf den sozialen Bereich (z.B. Jugendhilfe, Schule, Beratungsstellen, Gesundheit) beschränken, sondern dass alle für die jungen Menschen und ihre Familien relevanten Bereiche mit einbezogen sind (z.B. Agentur für Arbeit, freie Wirtschaft, Polizei, Justiz, Freizeit, Wohnungswesen).

Eine Auflistung der mit ISB kooperierenden Institutionen finden Sie in der Rubrik LINKS.

Die gezielte institutionelle Vernetzung wird auf verschiedenen Ebenen genutzt und gefördert:

1. In der fallspezifischen Arbeit

Die NetzwerkpartnerInnen dienen dem ISB-Team unbürokratisch und kurzfristig als AnsprechpartnerInnen zu allen Fragen, die den beruflichen Kontext oder das spezifische Wissen der NetzwerkpartnerIn betreffen.

Im Einzelfall bieten die NetzwerkpartnerInnen kooperativ und schnell ihre Unterstützung an, ggf. auch über den eigentlichen Aufgabenbereich hinaus. (Beispiele: kurzfristiger Termin in einer Beratungsstelle; Lehrer bietet individuelle Unterstützung an; Teilnahme an Helferkonferenzen)

2. Fallübergreifende Vernetzung

2.1. Die Netzwerkkonferenz
Als Forum für die fallübergreifende Vernetzung wurde vom ISB-Team die Netzwerkkonferenz initiiert. Diese Konferenz findet in der Regel jährlich statt. Inhalt der Veranstaltungen ist der einzelfallübergreifende Austausch von Erfahrungen und Wissen über die Lebensverhältnisse und Problemlagen der jungen Menschen und ihrer Familien. Ressourcen und Erfahrungen aus unterschiedlichen fachlichen Kontexten sollen gebündelt und mobilisiert werden. Ziel dieses Forums ist, institutionsübergreifende, unkonventionelle Lösungen zu kreieren und langfristig ein gemeinsames fachliches Verständnis und Handeln für die betroffenen jungen Menschen und ihre Familien zu fördern. Idealerweise schließt sich hier der Kreis, weil das gemeinsame fachliche Bewusstsein bei allen NetzwerkpartnerInnen in ihrer jeweiligen Arbeit mit den betroffenen Personen auswirkt und neue Zugänge und Handlungsmöglichkeiten eröffnet.

2.2. Das Netzwerk für Familien (NfF)
Ein Ergebnis der Netzwerkkonferenzen ist das im Sommer 2005 gegründete Netzwerk für Familien (NfF), das sich mittlerweile zu einer festen Institution der Esslinger Gremienlandschaft etabliert hat.
Das NfF nimmt sich auf lokaler Ebene unterschiedlicher Thematiken an, die in und für die Arbeit mit Familien bedeutsam sind. Herausgreifen möchten wir an dieser Stelle das Projekt "Wegweiser für Familien", das aus dem NfF heraus entwickelt und in Kooperation mit allen NetzwerkpartnerInnen und unter städtischer Federführung umgesetzt wurde.

In folgender Grafik finden Sie beispielhaft (nicht vollständig) Vernetzungsbezüge der GFE:

 



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